Freundeskreis der Schwestern der Hl. Klara
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 Bregenz, im Herbst 2018              

 

Liebe Mitglieder des Freundeskreises,
liebe Freunde/Freundinnen und Gönner/Gönnerinnen unseres Klosters!

Jedes Jahr aufs Neue erleben wir in der Natur den zu Ende gehenden Sommer und den Herbst als eine Zeit der Fülle, des Segens, des Beschenkt-Seins. Ähnliche Empfindungen steigen in mir beim Blick auf die vergangenen Monate im Leben unserer Gemeinschaft auf. Sie verbinden sich dankbar mit den Segensworten der hl. Klara an Agnes von Prag: “Unser Herr sei mit dir zu allen Zeiten, und gebe Gott dass du allezeit in ihm seiest.“ Klara spricht ihrer Freundin Agnes durch diese Segensworte die Treue Gottes zu, das Zugewandt-Sein Gottes in allen Lebenssituationen.

Einige wichtige Ereignisse möchte ich im Folgenden stellvertretend auswählen:

Am Freitag nach Aschermittwoch präsentierte der Freundeskreis unter großer Beteiligung von Kunstinteressierten das zweite Blatt der fünfteiligen Klara-Edition, gestaltet von der Bregenzerin Alexandra Wacker. Wie schon beim ersten Blatt war auch diesmal die Präsentation ein voller Erfolg.
Das schon traditionelle sommerliche Benefizkonzert im Klostergarten wurde in diesem Jahr bereits zum 18. Mal mit großem Engagement vom Freundeskreis gemeinsam mit vielen Helfern und Helferinnen organisiert und durchgeführt. Den Musikerinnen von „Messis Cellogruppe“ und Prof. Martin Ortner gelang es in einzigartiger Weise, die Besucher/innen zu begeistern.

Am 26. Oktober wird Sr. Rosi in einer kleinen, internen Feier ihre zeitlichen Gelübde – so, wie es in unseren Konstitutionen festgelegt ist – auf weitere zwei Jahre erneuern.

Zwei unserer Mitschwestern durften heuer ein „rundes“ Profess-Jubiläum feiern und auf viele Jahre zurückschauen, in denen sie die Zuwendung und Treue Gottes – von der ich oben gesprochen habe – erleben durften: Sr. Teresa feierte das 50-jährige und Sr. Maria das 25-jährige
Profess-Jubiläum. Sr. Maria lässt uns in den nun folgenden Zeilen an dem teilnehmen, was für
sie persönlich Schlüsselerlebnisse waren und was für sie von bleibender Bedeutung ist:

„Damit wir Gott suchen, ist er verborgen. Damit wir ihn suchen, wenn wir ihn gefunden haben,
ist er unermesslich“.
In diesem Satz des hl. Augustinus steckt das Grundthema und der „Grundzweck“ meiner bald dreißig Jahre in der Gemeinschaft der Schwestern der hl. Klara. Dass ich in der Gemeinschaft angekommen bin – zunächst auf Gauenstein bei Schruns in unserer ersten Niederlassung – ist nicht von meiner Seite her erklärbar. „Ich suche den, der mich suchend gemacht hat“ schrieb ich in meinen Aufzeichnungen in der Zeit vor meinem Eintritt.

Ein Schlüsselereignis zwischen den Jahren des Suchens und Suchen-Müssens und dem Eintritt in die Gemeinschaft war die Entdeckung des kontemplativen Gebetes. Dieses unterstützte mehr als mein Gebetsweg davor den ganz entscheidenden Richtungswechsel, den meines Erachtens jeder vor sich hat, der Christsein existenziell leben will: Dieses Gebet hilft, uns zurückzunehmen, Hören zu üben, so dass das Reden, Wissen, Sorgen, von dem wir so voll sind, zur Seite treten kann. Es lässt uns durchlässiger werden für die eine große Wirklichkeit, die uns in Jesus Christus offenbart ist. Wir sind von Christus bewohnt im Heiligen Geist. Das ist unser innerster Schatz. Das ist die Entdeckung, von der die wirklichen Mystiker sprechen, und vor ihnen ganz einfach die Heilige Schrift selbst. (Man lese unter diesem Gesichtspunkt einmal die Paulusbriefe, das Johannesevangelium, besonders den Prolog, u. u. ….) Durch dieses Gebet ändert sich der Zugang zur Liturgie, die auch einen festen Platz in unserem Tagesablauf hat. Wir sind nicht die „Macher“ der Liturgie, wir sind die
Geladenen, die Erwarteten. Das Lob Gottes ist nicht unsere Erfindung, es ist die Antwort des
Menschen aller Zeiten. Und es ändert sich, erleichtert sich das Verständnis der Hl. Schrift.

Der Weg zu diesem unermesslichen Schatz hat und behält auch seinen Preis. „Herzensreinigung“ nennen ihn die Mystiker, man kann ihn auch ganz einfach Bekehrung nennen. Ich bringe es mit den Worten von Roger Schutz auf den Punkt: Auf die Frage „Wer sind wir“ antwortet er: „Männer (Menschen), die von einer lebenslangen wesenstiefen Neugeburt immer wieder hart mitgenommen werden.“ Wir begegnen nach und nach dem Unerlösten in uns. Dem ausweichen zu wollen ist kein Weg zum Neuwerden. „Wenn einer in Christus ist, ist er neue Schöpfung.“ (2 Kor 5,17) Darum geht es, um das Neuwerden von uns, von allen und von allem! Auf diesem Weg begegnet uns das Licht und die Freude, Zeichen des Auferstandenen.

In Jesus Christus wartet die tiefste Wirklichkeit auf uns. Das zu erkennen hat meiner Sicht nach die Menschheit großteils noch vor sich. Gleichzeitig ist es das, was ihr am dringendsten nottut. Doch wie vermittelt man das einer Gesellschaft, die wie hypnotisiert ist vom Tempo des technischen Fortschritts und die für alles andere keine Antennen zu haben scheint? Das schließt alles soziale
Engagement gewiss nicht aus, im Gegenteil, denn auch hier geht es um die Würde des Menschen! Die tiefste Würde aber ist, dass das Geheimnis des Menschen untrennbar ist vom Geheimnis
Gottes. Das möchte ich, möchten wir mit unserem Leben bezeugen, bei all unserer menschlichen Begrenztheit, in der wir immer auch stecken.

Am Ende meines Briefes ist es mir ein Herzensanliegen, Ihnen allen auch im Namen aller Schwestern ein ganz herzliches Vergelt´s Gott zu sagen für die Treue, mit der Sie die Arbeit des Freundeskreises unterstützen und uns dadurch unsere Lebensweise im Kapuzinerkloster ermöglichen. In unserem täglichen Gebet sind und bleiben wir Ihnen verbunden.

Mit Energie und Hingabe sind wir bereits bei den Vorbereitungsarbeiten für das Klostermärktle am 17. November – siehe die beiliegende Einladung! Schöne Erinnerungen an die Märktle der vergangenen Jahre lassen uns diesen Tag mit Freude erwarten.

Von Herzen grüße ich Sie,

Sr. Barbara Moosbrugger