„Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir.
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“

Angelus Silesius

Halt an, o Mensch!

Wo laufen wir überall hin! Was muss alles erledigt werden gerade jetzt in der Adventszeit!
„Halt an“, so dichtet Angelus Silesius, ein deutscher Lyriker, Theologe und Arztum 1650.
Was hindert uns daran, in uns zu bleiben? Warum laufen wir weg, "vergnügen" uns im Außen, wenn doch im Inneren die größte Freude zu finden ist?

Es ist nicht so leicht, denn sobald ich mich hinsetze, erlebe ich meine innere Unruhe, Ungeduld, eine Flut an Gedanken. – Ich will den Himmel erfahren, doch bin ich zunächst einmal konfrontiert mit meinem unruhigen Herzen. Wäre es denn da nicht leichter,Gott im Außen zu suchen und zu verehren? Ist die Erfahrung Gottes im Inneren vielleicht nur ein Ausnahmezustand großer Heiliger und Mystiker?

Die Adventszeit, in der die Tage kürzer werden, sich die Natur zurückzieht, die Pflanzen ihre Kräfte in den Wurzeln sammeln, hat ihre eigene Dynamik. Wir könnten uns davon mitnehmen lassen und ebenfalls unsere Aufmerksamkeit nach innen kehren: am Abend bewusst das Licht etwas früher ausschalten, in die Dunkelheit hineinlauschen, eine Kerze anzünden, einfach nur wahrnehmen, ohne etwas zu tun. Es werden Gedanken kommen. Doch die Unruhe darf sich zeigen. Ich akzeptiere mich, so wie ich jetzt gerade da bin und spüre, wie ich atme. – Dieses Wahrnehmen ohne zu urteilen, führt uns heim zu uns selbst. Wir sinken durch die Schichten unserer Wünsche, Gefühle, Gedanken hinab bis zum Grund. Was uns dort erwartet, kann nur jeder selbst erfahren.

Angelus Silesius drückt sein Erleben in typisch barocker Manier recht drastisch aus:

"Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir,
du gingest ewiglich verloren."

Wenn sich die Gegenwart Gottes zeigt - in mir, im Stall meiner Seele, dann hat alle Verlorenheit ein Ende. Ich kehre heim zu mir und bin selbst die Herberge, die Jesus Christus sich erwählt hat, um sie zu bewohnen.